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Vielfalt

Grenzenlos - Diakonie in kultureller und religiöser Vielfalt

Grenzenlos

Autor: Werner Arlabosse

Aus: Kulturelle und religiöse Vielfalt - bethel»wissen No. 02

Das obige Zitat beschreibt die Beziehung zwischen verschiedenen Kulturen, Religionen oder auch Konfessionen. Der unterschiedliche Glaube beispielsweise unterscheidet Menschen und schafft damit eine Differenz in der Selbst- und Fremdwahrnehmung ... Die gemeinsame Ahnung vom Sinn des Lebens, seinen Grenzen und der Kraft des Glaubens, verbindet aber auch unterschiedlich glaubende Menschen wiederum miteinander.

Um das eigene Verhältnis zum Thema der religiösen Vielfalt und den damit verbundenen Fragestellungen im Alltag unseres diakonischen Dienstes zu reflektieren, begegneten sich etwa 200 Mitglieder der Diakonischen Gemeinschaft Nazareth zu einem Gemeinschaftstag mit dem Motto: Grenzenlos - Diakonie in kultureller und religiöser Vielfalt

Einführende Beiträge von Pastorin Jutta Beldermann und Diakon Dennis Raterink brachten wesentliche Aspekte aus dem Positionspapier des Vorstandes zur Sprache und stellten konkrete Bezüge zur Alltagswirklichkeit einer Einrichtung für Menschen mit komplexen Behinderungen in Bethel her.

In verschiedenen Arbeitsgruppen wurde die Thematik jeweils mit konkretem Bezug zu einem Arbeitsfeld und seinen heutigen Anforderungen reflektiert. In zwei Gruppen ging es um die Frage der Führungsverantwortung in einer diakonischen Einrichtung bei unterschiedlichem Glaubenshintergrund sowie vertiefend um weitere Aspekte aus dem Positionspapier des Vorstandes.

Im Folgenden werden einige der - auch konträr diskutierten - Gesprächsbeiträge aus den Arbeitsgruppen des Gemeinschaftstages wiedergegeben. Damit möchten wir zeigen, mit welchen alltäglichen und praktischen Fragestellungen sich die Mitarbeitenden hinsichtlich der kulturellen und religiösen Vielfalt in den Hilfefeldern beschäftigen. Diese vermitteln einen kleinen Einblick in einen inhaltlich spannenden Gemeinschaftstag sowie gleichzeitig in aktuelle Themen diakonischer Arbeitsfelder.

Aussagen und Anfragen

zum Hilfefeld Werkstätten und Einrichtungen für Menschen mit Behinderung:

„Im Kontext der Werkstätten für Menschen mit Behinderung kommt es immer wieder vor, dass einige muslimischen Familien die Selbständigkeit ihrer Kinder, die durch den Lebensbereich der Arbeit gefördert wird, nicht in vollem Umfang unterstützen, da die muslimischen Familien sich als Familien verstehen, die eng beisammen sind und ihre Kinder mit Behinderung daher eher selten in eine selbständige Wohnform eines Trägers geben.“

„Unabhängig von der eigenen Glaubensausrichtung nehmen die Beschäftigten gern an einem besinnlichen Angebot teil, weil sie die Atmosphäre und das Setting als sehr angenehm empfinden.“

„Ein Klient möchte nach dem Tod seines Vaters in muslimischer Tradition den Part des Familienoberhauptes einnehmen, aber kann diese Rolle nicht ausfüllen, wodurch dieser Klient einen hohen Druck erlebt. Wie sollen wir Mitarbeitenden darauf reagieren?“

„Besonders im Rahmen von Feiertagen entstehen spannende Fragen hinsichtlich anderer Kulturen und Religionen, sodass die bewusste Auseinandersetzung mit beispielsweise dem Zuckerfest aus dem islamischen Glauben ein fester Bestandteil unserer Einrichtung geworden ist.“

„Je nach Region, in der eine Einrichtung oder eine Werkstatt tätig ist, nimmt die Frage, wie mit religiöser und kultureller Vielfalt umgegangen wird, unterschiedlich viel Raum ein. Während ländliche Regionen kaum Klienten oder Klientinnen mit Migrationshintergrund haben, sieht die Situation in größeren Ballungszentren ganz anders aus.“

„Kulturelle Auseinandersetzung entsteht im Alltag, in der Begegnung und im täglichen Tun. Das Schmücken des Weihnachtsbaumes fördert z.B. die Begegnung und den offenen Austausch. Ebenso genießen die Klientinnen und Klienten das Ritual des gemeinsamen Essens und Feierns – unabhängig von der religiösen Ausrichtung.“

„In Werkstätten für Menschen mit starker körperlicher Einschränkung entsteht häufig durch Nähe und Berührung eine Verbundenheit, die kulturelle Unterschiede auflöst.“

„Muslimische Beschäftigte verfügen häufig über ein großes Wissen hinsichtlich des Korans, das sie in Andachtssituationen gern bereichernd einbringen – und dies trotz der geistigen und kognitiven Einschränkungen, wie sie Beschäftigte in den Werkstätten für behinderte Menschen mitbringen.“

 

Aussagen und Anfragen

zum Arbeitsfeld Seelsorge im institutionellen Kontext:

„Etwa 50 Prozent der Patienten oder Patientinnen äußern sich dahingehend, dass ihnen der Glaube nicht wichtig sei. Die Aufgabe, die sich daraus entwickelt, besteht darin herauszufinden, worin diese Menschen ihre Kraftquellen sehen.“

„Wie verpacke ich meinen Glauben in eine Sprache, sodass die Menschen anderer Religionen und Kulturen meine Worte auch annehmen können?“

„Zu einem Gottesdienstangebot in der Kinderklinik kam ausschließlich eine russisch-orthodoxe Großfamilie aus Rumänien mit zehn Personen. Und trotz der sprachlichen Barrieren entwickelte sich ein beeindruckender, schöner und lebendiger Gottesdienst mit all seinen Unterschieden im Glauben.“

Aussagen und Anfragen

zum Thema Mitarbeitende und Führungskräfte anderer Kulturen und Religionen in Bethel:

„Mitarbeitende und Führungskräfte aus anderen Kulturen und Religionen einzustellen, fordert ein diakonisches Unternehmen wie die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel heraus, sich mit Fragen der eigenen Identität stärker auseinanderzusetzen. Und genau diese Auseinandersetzung belebt das System und führt zu einer größeren Sprachfähigkeit bezüglich der eigenen diakonischen Werte.“

„Entscheidend für die Mitarbeit in Bethel sollte nicht sein, ob eine Mitgliedschaft in einer ACK-Kirche vorliegt, sondern die Frage: Wie setzen sich die Mitarbeitenden mit der diakonischen Kultur auseinander und können sie diese im Arbeitsalltag mittragen?“

„Um mit der religiösen und kulturellen Vielfalt im Rahmen des Arbeitskontextes umgehen zu können, ist es von großer Dringlichkeit, dass die Mitarbeitenden und Führungskräfte mit Hilfe von Bildungsangeboten Wissen und Erkenntnisse über die verschiedenen Glaubensrichtungen erlangen.“

„Um junge Menschen mit Migrationshintergrund in den Ausbildungsstätten gut begleiten und fördern zu können, braucht es multikulturell zusammengesetzte Lehr- und Dozenten-/Dozentinnenteams mit interkultureller Kompetenz. Denn die aktuellen Auszubildenden pflegen zukünftig eine multikulturelle Gesellschaft.“

„Unsicherheiten im Umgang mit Vielfalt lassen sich nur abbauen, wenn ein wechselseitiges Hören und Lernen stattfindet.“

„Wir nehmen den Pluralismus von Religionen und Weltanschauungen in unserer Gesellschaft nicht bloß als ein Faktum hin, sondern bejahen diese Vielfalt.“

Die sehr unterschiedlichen Beiträge aus den Arbeitsgruppen des Gemeinschaftstages zeigen, dass in den verschiedenen Hilfefeldern und im täglichen Umgang mit kultureller und religiöser Vielfalt viele wichtige Fragen zu diskutieren und zu bewegen sind und dass der offene Dialog und der intensive Austausch die Grundlage dafür bilden, die existierende Vielfalt als Bereicherung und Chance anzunehmen und zu nutzen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass allen Beteiligten an diesem Tag deutlich wurde, wie sehr uns die Fragen des Miteinanders unterschiedlicher Kulturen, Religionen, Konfessionen und Weltanschauungen bereits aktuell beschäftigen und wie sehr dieses Thema auch in den nächsten Jahren von Bedeutung sein wird.

Wir wollen und müssen uns aktiv mit den oftmals fremden und nicht einfachen Fragstellungen beschäftigen. Dabei geht es nicht einfach um einen Austausch kultureller Vielfalt, sondern mittel- und langfristig um eine Entwicklung gesellschaftlicher Zusammenhänge, die das Miteinander in der Vielfalt stärken. Dadurch gilt es aktuell wahrnehmbaren gesellschaftlichen Spannungen und Spaltungen entgegenzutreten.

Genau diesen Weg zu beschreiten, darin bestärkt uns die Botschaft des Alten und Neuen Testamentes der Bibel. Einer Tradition, in der schon von Anbeginn das Judentum, das Christentum und der Islam gemeinsame Wurzeln teilen.

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